Jenny Michel
Wie haltbar sind die Erkenntnisse der Wissenschaften? Wie schnell
landen Utopien auf dem Müllhaufen der Geschichte? Jenny Michel nutzt
wissenschaftlich-technische Darstellungen, Karten und Lexika aus dem Fundus
der Vergangenheit und kombiniert sie mit Materialien, die zu Fragen nach
Wert, Dauer und Vergänglichkeit fuhren. Sie lost dabei in einer ganz eigenen
palimpsestartigen Asthetik das Material auf, schneidet es aus, klebt, tackert und
collagiert es, lasst es von der Decke baumeln oder spannt es an Wände und
hängt es in den Raum hinein. Das kann bei Betrachtenden zu einem leichten
Unbehagen führen, denn die dingliche Auflösung führt unumwunden die
Fragwürdigkeit von Ideologien, Theorien und Wahrheiten vor Augen und macht
dies vor allem physisch erfahrbar. Kunst verstanden als Abbild von Archiven und
Aufzeichnungssystemen, als Speicher unseres kulturellen Erbes, spiegelt hier
dagegen Auflösung und Verfall.
ANTENNA DIARIES so hat Jenny Michel Buch
und Ausstellung genannt, denn sie will Kunst als »Medium der Interaktion«, als
»Sinnbild für unser Bewusstsein« - Senden - Empfangen - Transformation
- aufrufen. Im Echoraum der Künstlerin sind wir denn auch auf uns selbst
zurückgeworfen - nachdenklich.
Herausgeber: Brigitte Hausmann / Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf von Berlin
Texte (dt./eng.) von Ina Dinter, Brigitte Hausmann und einem Interview mit der
Künstlerin von Christine Nippe
2018, 56 Seiten
Preis: 19,80 €